Vor ein paar Wochen kam unsere Fitnesstrainerin mit einem neuen Buch nach Hause. Es heißt ‚Die Katze des Dalai Lama‘ und wurde von David Michie geschrieben. Als ich den Titel las, bin ich gleich neugierig geworden. Ich wusste nämlich gar nicht, dass der berühmte Dalai Lama eine Katze hat. Und da dachte ich mir, dass dies ja ein super Thema für einen neuen ‚Ist es wahr, dass..?‘-Beitrag wäre. Denn bestimmt wissen das viele andere Menschen bzw. Katzen auch nicht. Dann hat mich unsere Fitnesstrainerin aber darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Buch um einen fiktiven Roman handelt und man gar nicht weiß, ob der Dalai Lama wirklich eine Katze hat. Schade.

Neugierig auf den Roman war ich aber trotzdem. Denn die Verbindung zwischen einem so weisen Mann wie dem Dalai Lama und so weisen Tieren wie uns Katzen muss doch spannend zu lesen sein. Was meint ihr?

Die Katze des Dalai Lama

David Michie ist ein australischer Autor. Er wurde mit dem Schreiben von Krimis bekannt. Mit dem Buch über die Katze des Dalai Lama verbindet er erstmals seine Leidenschaft fürs Schreiben mit seinem Leben als Buddhist.

Das Buch beginnt mit der Rückkehr des Dalai Lama von einer Dienstreise. Auf der Fahrt nach Hause beobachtet der Dalai Lama zwei Jungen dabei, wie sie eine kranke Katze alleine zurücklassen. Schnell ist klar, dass die Katze nicht überleben wird, wenn sich ihr niemand annimmt. Der Dalai Lama überlegt nicht lange und lässt von seinen Mitarbeitern die Katze einsammeln, nimmt sie mit in sein Kloster und päppelt das arme Wesen wieder auf. So entsteht eine wunderbare Freundschaft zwischen dem Dalai Lama und Rinpoche, wie die Katze nun liebevoll genannt wird. Das bedeutet auf tibetisch Kostbarkeit.

Handlung

Im Mittelpunkt des Buches steht das Leben von Rinpoche im Kloster und der näheren Umgebung in Dharamsala. Dass es dort nicht langweilig ist, könnt ihr euch sicher gut vorstellen. Rinpoche darf bei Besuchen von wichtigen Persönlichkeiten lauschen, verbringt viel Zeit im Büro der beiden engsten Mitarbeiter des Dalai Lama und erkundet Dharamsala. Dort findet sie bald einen Platz, den sie zu ihrem zweiten Zuhause macht, das Cafe Frank. Der Besitzer ist ein Amerikaner, der zwecks Erleuchtung in die Nähe des Dalai Lama gezogen ist. Er befindet sich zwar zu Beginn des Buches auf dem falschen Weg dorthin, aber Rinpoche kann ihm sicher helfen, den richtigen Weg zu finden, oder?

Das Buch ist in 12 Kapitel unterteilt, wobei jedes Kapitel eine bestimmte Begebenheit beschreibt, in der sich Rinpoche wiederfindet, und die dann zu Ende des Kapitels mit einer buddhistischen Weisheit verknüpft wird. In einem Kapitel z.B. kommt Rinpoche morgens ins Büro der Mitarbeiter des Dalai Lama und es liegt plötzlich ein Hund an ihrem Lieblingsplatz. Oje, war für eine gruselige Vorstellung. Hoffentlich passiert mir sowas nie. Wie sich daraus eine buddhistische Lektion lernen läßt, werde ich euch aber noch nicht verraten.

Eine kleine Leseprobe habe ich allerdings für euch:

„Wir alle müssen unsere eigenen Wege zur Glückseligkeit finden. Und doch gibt es allgemeine Prinzipien. Die beiden wichtigsten Ursachen des Glücks sind erstens das Bedürfnis, anderen Freude zu bereiten, was man im Buddhismus mit Liebe bezeichnet. Und zweitens das Bedürfnis, anderen aus ihrer Unzufriedenheit und ihrem Unglück herauszuhelfen, was wir als Mitgefühl verstehen.

An erster Stelle steht, das Selbst aus dem Mittelpunkt des Denkens zu vertreiben und die anderen an seine Stelle zu setzen. Es ist – wie sagt man? – ein Paradoxon: Je mehr wir uns auf das Wohlergehen der anderen konzentrieren, desto glücklicher werden wir. Wir selbst sind die Ersten, die davon profitieren. Ich möchte das als weisen Egoismus bezeichnen.“

Das ist doch ein netter Gedanke, oder? Ich glaube, ich werde gleich mal zu unserer Fitnesstrainerin gehen und mich ausgiebig bekuscheln lassen. Ich weiß nämlich, dass sie sich darüber immer sehr freut. Und oft ist sie danach so euphorisch, dass wir ganz viele Leckerlis bekommen. Weiser Egoismus, ich könnte mich daran gewöhnen. 🙂

Fazit

Die Idee, die Vermittlung der Weisheiten und Grundprinzipien des Buddhismus mit der Geschichte einer Katze zu verbinden, gefällt mir sehr gut. Das ist sicher einfacher und interessanter zu lesen, als ein normales Sachbuch. Die Verknüpfung der Abenteuer von Rinpoche mit den dazu passenden buddhistischen Lehren funktioniert meiner Meinung nach sehr gut. Die Geschichten wirken nie gestellt und unnatürlich. Auch die Personen, denen Rinpoche im Laufe des Buches begegnet, sind durchweg sympathisch und interessant.

Allerdings finde ich die Beschreibung von Rinpoche selber teilweise zu klischeehaft. Ich habe mich während des Lesens manchmal gefragt, ob der Autor überhaupt irgendwelche Katzen persönlich kennt und zu ihnen eine Beziehung aufgebaut hat. Dann hätte er vielleicht gewußt, dass nicht alle Katzen genau die gleichen Eigenschaften haben, bzw. nicht nur neugierig, stolz, verfressen und verkuschelt sind. Vielleicht sollte ich ihm mal einen Link zu unserem Blog schicken. Da könnte er noch was lernen. 😉

Alles in allem ist das Buch leicht zu lesen und unterhaltsam geschrieben. Es gibt für Laien einen guten Einblick in den Buddhismus. Wer sich allerdings schon mit dem Buddhismus beschäftigt hat und die Grundprinzipien kennt, für den wird das Buch keine neuen Erkenntnisse bringen. Für alle Katzenfreunde aber, die sich zwar für das Thema interessieren, aber noch nichts darüber gelesen haben, ist das Buch der perfekte Einstieg. So oder so kann man es aber auch einfach als nette Geschichte einer Katze in Dharamsala lesen.

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Hat denn der Dalai Lama nun wirklich eine Katze?

Ich habe übrigens noch recherchiert, wie es nun mit der Katzenliebe beim Dalai Lama aussieht. Nicht, dass ich je daran gezweifelt habe, dass so ein weiser Mann uns Katzenwesen durchaus zu schätzen weiß. Aber ob er auch die Muße und die Zeit für eine Katze hat, ist natürlich eine andere Frage.

In seiner Biografie steht die Antwort. Demnach hatte der Dalai Lama tatsächlich in jungen Jahren eine Katze, die direkt mit ihm zusammenlebte. Allerdings hatte er so seine Probleme damit, dass wir Katzen zum Fressen regelmäßig jagen und andere Tiere töten. Das ist Buddhisten nämlich verboten. Da wir Katzen aber als Vegetarier nicht überleben können, hat er sich mit der Zeit damit abgefunden. Im Laufe der Jahre lebten beim Dalai Lama und in seinem Kloster zahlreiche Katzen, die dort sicher ein glückliches und hoffentlich erleuchtetes Leben geführt haben.